Als am 8. November 1948 die Gemeinnützige Baugenossenschaft für den Landkreis Wolfratshausen gegründet wurde, lag Deutschland wirtschaftlich am Boden. Der Zweite Weltkrieg hatte einen hohen Preis gefordert, die Bevölkerung vor scheinbar unlösbare Probleme gestellt. Neben der Schaffung von Arbeitsplätzen war die Erstellung von preisgünstigem Wohnraum eine der dringendsten Aufgaben.
Vierzehn Mitglieder haben sich damals beherzt zusammengeschlossen, weil Sie der festen Überzeugung waren, dass für unsere Heimat und die vielen Wohnungssuchenden etwas getan werden muss.
In den dreiköpfigen Vorstand wurden der Amtsgerichtsrat Dr. Karl von Schwaller, Sparkassendirektor Dr. Josef Schwarzenbeck und Kreisbaumeister Erich Schmid gewählt.
1. Aufsichtsratsvorsitzender wurde Landrat Dr. Karl Reichold.
1949 wurde dann in Wolfratshausen, Poignring 1, das erste Vierfamilienhaus errichtet. Der Wolfratshauser Alois Hugo verkaufte damals das Gelände des Poignring, insgesamt 11.263 qm zum Quadratmeterpreis von 88 Pfennig (45 Cent) an die Genossenschaft. So war der Grundstock gelegt für die Bebauung dieses Areals. Bis 1969 baute man dort 84 Wohnungen.
1950 wurde von der Baugenossenschaft das erste Vierfamilienhaus in der Gemeinde Otterfing gebaut, die früher zum Landkreis Wolfratshausen gehörte. Den Grund (1.037 qm) hatte man von der Gemeinde erhalten.
1951 kam mit Albert Fink, dem späteren Kreiskämmerer des Landkreises ein Mann in die Vorstandschaft, der das Bild der Baugenossenschaft 30 Jahre lang prägte.
1952 errichtete die Baugenossenschaft ein Vierfamilienhaus in Schäftlarn. Das 850 qm große Grundstück erhielt man von der Gemeinde zur Förderung des Wohnungsbauprogramms.
Erst 1956 bekam die Baugenossenschaft ihr erstes eigenes Büro, als man 1955/1956 Am Floßkanal/Bahnhofstraße drei Vierfamilienhäuser errichtete und eine Wohnung in ein Büro umfunktioniert wurde.
Frau Ilse Palmberger, die spätere Geschäftsstellenleiterin wurde als erste Mitarbeiterin zum 01. Januar.1955 stundenweise angestellt. Erst zum 01. Januar.1961(immerhin hatte man bis dahin schon über 100 Wohnungen erstellt) wurde sie als Halbtagskraft übernommen.
Einen Siedlerschwerpunkt hat die Baugenossenschaft im Ortsteil Waldram. Ein Gelände von circa 69.000 qm wurde zu einem Quadratmeterpreis von 10 DM (5,11 €) von der Vereinigung zur Verwaltung von Grundbesitz erworben. Im Februar 1962 nahm dann der Landrat im Beisein der verantwortlichen Männer der Baugenossenschaft, von Mitgliedern des Kreistags und des Bürgermeisters den ersten Spatenstich vor. Bis zum Jahr 1973 entstanden hier 150 Sozialwohnungen. Daneben wurden in den Jahren 1959 – 1969 noch 140 Eigenheime und 30 Eigentumswohnungen erstellt und übereignet.
Aber auch im Ortsteil Farchet errichtete man Am Waldrand und in der Blombergstraße 67 Wohnungen. Den Grund (13.454 qm) erwarb man sukzessive von der Marktgemeinde und der Stadt Wolfratshausen.
Im Ortsteil Nantwein erwarb man von der ehemaligen Gemeinde Weidach 1.085 qm Grund und errichtete in der Lärchenstraße zwölf Wohnungen.
Bis 1973 wurden 343 Sozialwohnungen errichtet. Dann trat eine gewisse Beruhigung der Bautätigkeit ein.
Der Landkreis Wolfratshausen wurde 1972 durch die Landkreisgebietsreform aufgelöst, bzw. auf vier andere Landkreises aufgeteilt. Die Gemeinde Schäftlarn, in der die Genossenschaft Am Kirchberg 27 ein Vierfamilienhaus besaß, wurde dem Landkreis München-Land zugeschlagen und die Gemeinde Otterfing, in der die Genossenschaft 2 Häuser besaß, wurde in den Landkreis Miesbach eingegliedert.
Nachdem die übrigen Häuser alle in der Stadt Wolfratshausen waren, beschloss die Ordentliche Generalversammlung am 07.12.1973 den Namen in „Gemeinnützige Baugenossenschaft Wolfratshausen eGmbH“ zu ändern. Durch eine Gesetzesänderung wurde 1974 aus der eGmbH eine „eG“ (eingetragene Genossenschaft).
Im Jahr 1988 gab es einen historischen Augenblick in doppelter Hinsicht. Vierzig Jahre Aufbauarbeit, verbunden mit dem ersten Abbruch eines Wohnblocks am Poignring, der wegen schlechter Bausubstanz nicht mehr renovierungsfähig war. Diesem Abbruch ging ein neuer Bebauungsplan voraus, der nicht unumstritten war.
Bis 1991 wurden am Poignring 28 Wohnungen abgebrochen und an gleicher Stelle 39 moderne Wohnungen mit ansprechender Ausstattung errichtet.
Auch ein Garagenhof im Ortsteil Waldram fiel der Spitzhacke zum Opfer und an gleicher Stelle wurden eine Tiefgarage mit 64 Stellplätzen und ein Mehrfamilienhaus mit 35 Wohnungen errichtet.
1998 begann erstmals eine umfassende Sanierung eines Altbaus am Poignring mit Vollwärmeschutz an der Hausaußenwand, Isolierung der Speicherdecke, Heizungseinbau, neuen Bädern, neuen Fenstern und dem Anbau von neuen Balkonen.
Ziel der Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen, die im Jahr 2000 und 2007 Am Waldrand und von 2002 – 2006 am Isarring/Rothbachstraße fortgesetzt wurden, war eine nachhaltige Erhöhung des Gebrauchswerts der Wohnungen, die Verbesserung der allgemeinen Wohnverhältnisse auf Dauer und die nachhaltige Einsparung von Heizenergie.
Nachdem nach wie vor in Wolfratshausen ein Bedarf an preisgünstigen Wohnungen bestand, wurden 2007 und 2008 Am Waldrand in zwei Bauabschnitten 34 Wohnungen mit Tiefgarage neu erstellt.
Im Jahr 2010 wurde das finanziell größte Bauvorhaben „Am Floßkanal 3/5 und Bahnhofstraße 24“ fertig gestellt. Nach dem Abbruch von drei kleinen Vierfamilienhäusern entstand dort ein Wohn- und Geschäftshaus mit 4 Gewerbeeinheiten, der neuen Geschäftsstelle und 25 Wohnungen.
Nachdem die Gemeinnützigkeit im Wohnungswesen bereits 1990 weggefallen ist, beschloss die Mitgliederversammlung 2010 eine entsprechende Namensänderung.
Im Jahre 2014 wurde das 1.Parkdeck mit 2 Ebenen und 77 Stellplätzen an der Lüßbachstraße fertig gestellt.
Der von der Baugenossenschaft bewirtschaftete eigene Wohnungsbestand umfasst zum 31.12.2016 insgesamt 471 Wohnungen, davon 451 in Wolfratshausen und 20 in Otterfing.
Zum Wohnungsbestand kommen 4 Gewerbeeinheiten, 1 eigen genutztes Büro, 4 Tiefgaragen mit 195 Stellplätzen, 1 Parkdeck mit 77 Stellplätzen, 43 Garagen und 364 oberirdische Stellplätze.
Anerkennung gehört deshalb den Männern und Frauen, die ehrenamtlich als Vorstände oder Aufsichtsräte mit ihrem Engagement einen wertvollen Beitrag geleistet haben, um vielen Bürgern ein Zuhause zu schaffen.
Ausblick:
Akute Wohnungsnot, wie sie bei der Gründung der Baugenossenschaft Wolfratshausen vorherrschte, besteht heute nicht mehr. Gleichwohl haben die Zielsetzung „eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung der Mitglieder der Genossenschaft“ und der Genossenschaftsgedanke nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.
Es ist und bleibt eine sozialstaatliche Aufgabe ersten Ranges, dazu beizutragen, dass die gesamte Bevölkerung mit angemessenem, familiengerechten Wohnraum zu tragbaren Kosten versorgt ist.
Vorstandsmitglieder:
Dr. Karl Schwaller1948 – 1951
Dr. Josef Schwarzenbeck1948 – 1951
Erich Schmidt1948 – 1971
Albert Fink1951 – 1980
Alois Hugo1951 – 1966
Richard Schwarz1961 – 1982
Emil Bitel1962 – 1974
Alois Berchtold1974 – 1983
Heinz Neugebauer1978 – 1993
Werner Schmauser1980 – 1984
Otto Pfahler1982 – 1994
Paul Brauner1984 – 2016
Klaus Kerndl1993 – 2005
Andreas Gebhart1994 – 2008
Monika Stückl2005 – 2013
Josef Fiechtner2009 – 2013
Birgit Barath2013 – 2013
Josef Wehbe2013 – dato
Winfrid Borcherdt2013 – dato
Britta Wurm2015 – dato
Aufsichtsratsvorsitzende:
Dr. Karl Reichold1948 – 1955
Eduard Wammetsberger1955 – 1959
Dr. Paul Seiler1959 – 1962
Karl Fuchs1962 – 1984
Albert Fink1984 – 1985
Sylvester Pölt1985 – 1994
Rudolf Fauser1994 – 2007
Helmut Forster2007 – 2011
Johannes Schneider2011 – 2015
Christian von Stülpnagel2015 – dato