Schwere Zeiten für den Wohnungsbau

(Zeitungsartikel Isar-Loisachbote vom 23.06.2023)

In diesem Frühjahr feierte die Baugenossenschaft Wolfratshausen (BGW) den Spatenstich für ihr 19 Millionen Euro teures Neubauprojekt „Am Waldrand“. Mit der 2026 erwarteten Fertigstellung wird die Zahl der von der BGW verwalteten Wohnungen auf 521 ansteigen. In Zeiten von Personalmangel sowie steigender Bau- und Sanierungskosten scheint die Belastungsgrenze damit vorerst erreicht. Dennoch nahmen die Genossen bei der Vertreterversammlung im Sparkassensaal auch positive Zahlen zur Kenntnis.

Engagieren sich ab sofort im Aufsichtsrat der Baugenossenschaft Wolfratshausen: (v. li.) Markus Schweiger, Birgit Barath und Dr. Peter Baltzer. Foto:Peter Herrmann
Engagieren sich ab sofort im Aufsichtsrat der Baugenossenschaft Wolfratshausen: (v. li.) Markus Schweiger, Birgit Barath und Dr. Peter Baltzer. Foto:Peter Herrmann

„Eines ist sicher: Alles ist teurer geworden“, schickte BGW-Aufsichtsratsvorsitzender Christian von Stülpnagel voraus. Vorstandsmitglied Britta Wurm wurde in ihrem Rechenschaftsbericht konkreter: „Noch nie seit Ende des Zweiten Weltkriegs waren die Bedingungen für den Wohnungsbau so schlecht.“ Die Herausforderungen seien aufgrund der derzeitigen Bauzinserhöhung sowie der Energiekrise mit allen Rohstoffknappheiten und Lieferengpässen enorm. Zudem gelte es, zahlreiche neue Regelungen, Vorschriften und Gesetze umzusetzen. Umso höher sei zu bewerten, dass die BGW im vergangenen Jahrzehnt 142 Wohnungen, vier Tiefgaragen mit insgesamt 135 Stellplätzen und ein Parkdeck in Waldram mit 77 Plätzen geschaffen hat. „Fast 60 Prozent der Wohnungen wurden einkommensorientiert gefördert gebaut. In der Summe haben wir mehr als 42 Millionen investiert“, rechnete Wurm vor. Damit sei ihrer Ansicht nach fast das Ende der Fahnenstange erreicht. „Als Bankkauffrau würde ich sagen: Wir brauchen erst einmal ein bisschen Pause, um uns wieder ein finanzielles Polster zuzulegen.“

Trotz dieser ungünstigen Rahmenbedingungen erwirtschaftete die BGW einen Jahresüberschuss von 504 000 Euro. Davon werden 207 000 Euro nach Erstellung des Jahresabschlusses vorweg in die gesetzlichen Ergebnisrücklagen eingestellt. Die BGW weist einen Bilanzgewinn von 227 000 Euro aus. In einer kurzen Abstimmung genehmigten die Genossen diesen Jahresabschluss und nahmen noch weitere positive Zahlen zur Kenntnis. So verwaltet die Baugenossenschaft derzeit 473 Wohnungen, 305 Garagen und vier Gewerbeeinheiten. Die durchschnittliche Monatsmiete betrug zum Jahresende 7,74 Euro pro Quadratmeter und liegt damit deutlich unter der ortsüblichen Vergleichsmiete. Das Eigenkapital der BGW beläuft sich auf 17,71 Millionen Euro – das entspricht einer Eigenkapitalquote von 40,6 Prozent. Derzeit besitzen die 646 Mitglieder insgesamt 16 199 Anteile. Noch in diesem Jahr plant die BGW die Einführung einer digitalen Archivierung aller Verträge und Rechnungen sowie die Freischaltung einer Mieter-App mit allen wichtigen Informationen.

In einem weiteren Bericht verwies Vorstandsmitglied Josef Wehbe auf teure Sanierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen. Explizit nannte er die Erneuerung der Balkonblechabdeckung am Poing sowie die Modernisierung des Heizhauses am Isarring, die allein 205 000 Euro kostete. Abgeschlossen sind die etwa 13,8 Millionen Euro teuren Neubau- und Sanierungsprojekte an der Blombergstraße 2,4, 6 und 8. Dort entstanden seit 2018 insgesamt 66 Wohnungen und 100 Pkw-Stellplätze.

Am Ende der Versammlung bestätigten die BGW-Mitglieder die Aufsichtsratsmitglieder Birgit Barath und Markus Schweiger in ihren Ämtern. Verstärkt wird dieses Gremium künftig durch Dr. Peter Baltzer. Der Jurist arbeitet in einem Wolfratshauser Notariat. „Rechtliche Unterstützung können wir sicher gut gebrauchen“, freute sich Aufsichtsratsvorsitzender von Stülpnagel.

Quellenangabe: Isar-Loisachbote vom 23.06.2023, Seite 31