Presse-Archiv

Interessante, kürzlich erschienene Presse-Beiträge über die Baugenossenschaft Wolfratshausen.

„Bittere Pille“ für Mieter

Bittere Pille für Mieter
Das Grundstück der Baugenossenschaft (BG) Wolfratshausen im Ortsteil Farchet soll künftig so aussehen. 82 Wohnungen könnte die BG insgesamt dort vermieten.
© Visualisierung: Ingenieurbüro Wehbe

Wolfratshausen – 76 Jahre nach ihrer Gründung verwaltet die Baugenossenschaft (BG) Wolfratshausen gut 470 Wohnungen und zählt 630 Mitglieder. In der Hauptversammlung am Donnerstagabend betonten Aufsichtsratsvorsitzender Christian von Stülpnagel und die drei Vorstandsmitglieder die „sehr, sehr solide Finanzlage“ der BG. Nicht zuletzt mit Blick auf die Insolvenz der Maro-Genossenschaft (wir berichteten) hob Vorstandsmitglied Britta Wurm hervor, dass die Wolfratshauser BG über 18,6 Millionen Euro Eigenkapital verfüge. Das entspreche einer Quote von 40,7 Prozent – laut Wurm ein Wert „im oberen Bereich“. Doch sie musste den rund 35 Anwesenden auch eine „bittere Pille“ verabreichen.

Wenn wir es nicht können – wer dann?
BG-Vorstandsmitglied Britta Wurm über die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum

Baukosten steigen, Vorschriften werden immer mehr

Ziel der Genossenschaft ist seit 1948 die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in der Loisachstadt. Ende 2025, nach Fertigstellung des Großprojekts Am Waldrand, wird der Bestand auf mehr als 500 Wohnungen angewachsen sein, kündigte von Stülpnagel an. Aber angesichts steigender Baukosten sowie des immer dichter werdenden Dschungels aus Gesetzen und Vorschriften sei die Errichtung von günstigen Wohnungen „kaum noch zu verwirklichen“, so der Aufsichtsratsvorsitzende. Er meldete Zweifel an, dass die Ankündigung von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), „das Bauen vereinfachen zu wollen“, tatsächlich in die Tat umgesetzt werde.

Im Vorjahr habe sich „einiges getan“, stellte BG-Vorstandsmitglied Josef Wehbe fest. An der Blombergstraße seien die Neubauten bezogen worden, auch Am Waldrand liefen die Arbeiten reibungslos, so der Bauingenieur. 19 Millionen Euro investiert die BG wie berichtet in letzteres Projekt, derzeit „liegen wir im Kostenrahmen“. Wehbe ist optimistisch, dass das Budget ausreicht, aus heutiger Sicht rechne er mit einer Überschreitung der Kostenberechnung um maximal „ein, zwei Prozent“. Neben dem Bau von Wohnungen stehe die Erhaltung der Bestandsimmobilien auf der Agenda. „Energetische Maßnahmen nehmen zu“, sagte Wehbe mit Hinweis auf die Dämmung von Fenstern und den Austausch von Heizungsanlagen.

Am Waldrand beginne in Kürze „der spannende Prozess der Vermietung“, so Wurm. Bis Mitte Juli könnten sich Interessenten über die Homepage der Baugenossenschaft bewerben. Je nach Größe der frei finanzierten Wohnungen, für die die Interessenten keinen Wohnberechtigungsschein benötigen, beträgt die Miete zwischen 13,90 und 15,90 Euro pro Quadratmeter. Der BG-Vorstand habe sich bewusst dazu entschieden, „unter dem Niveau der aktuell in Wolfratshausen üblichen Mietpreise für Neubauten zu bleiben“. Aber zur Wahrheit gehöre: Laut aktueller Kalkulation müsste eigentlich eine durchschnittliche Nettokaltmiete von 19 Euro pro Quadratmeter verlangt werden. Für Wurm stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage: „Wie soll es unter den aktuellen Bedingungen der Baukostenentwicklung, der Finanzierungs- und der Grundstückskosten sowie den politischen Rahmenbedingungen durch Vorschriften und Fördermittel überhaupt noch möglich sein, bezahlbaren Wohnraum für den Großteil der Bevölkerung zu schaffen? Wenn wir es nicht können, wer dann?“ Noch verfüge die BG über ein finanzielles Polster, aber in den nächsten Jahren seien Mieterhöhungen unvermeidlich. Aktuell ruft die BG eine durchschnittliche Miete von 7,86 Euro pro Quadratmeter auf.

Vorstand appelliert an Mieter: „Treffen Sie Vorsorge“

Vor dem gemeinsamen Abendessen „habe ich leider noch eine bittere Pille für sie“, sagte Wurm. Der „historisch günstige“ Gas- und Stromvertrag habe nicht verlängert werden können. Für die Jahre 2025 und 2026 sei ein neuer Vertrag unterzeichnet worden. Das bedeute für die Mieter: „Ab dem Jahr 2025 müssen sie mit einem Preisanstieg beim Allgemeinstrom von circa 38 Prozent und beim Gas sogar von 92 Prozent – sprich fast eine Verdoppelung – rechnen.“ Um den Preisanstieg abzufedern, riet Wurm den Mietern dringend, Vorsorge in Form einer monatlichen Rücklage zu treffen. „Bitte unternehmen Sie etwas, Sie müssen sonst mit einer hohen Nachzahlung rechnen.“ CARL-CHRISTIAN EICK

Quellenangabe: Isar-Loisachbote vom 22.06.2024, Seite 39

Baugenossenschaft will keinen „Fleckerlteppich“

Auf eine einheitliche Lösung pocht die Baugenossenschaft. © Robert Poorten/Imago
Auf eine einheitliche Lösung pocht die Baugenossenschaft.
© Robert Poorten/Imago

Wolfratshausen – Die Zahl von Balkonkraftwerken wächst kontinuierlich. Mehr als 400 000 dieser steckerfertigen Mini-Solaranlagen, das bilanzierte in dieser Woche der ADAC, sind deutschlandweit inzwischen in Betrieb. Immer mehr Menschen wollen selbst Strom erzeugen, um ihre Energiekosten zu senken. Das gilt auch für die Mieter der Baugenossenschaft (BG) Wolfratshausen. Doch die selbstständige Installation eines Balkonkraftwerks lehnt die BG kategorisch ab. Vorstandsmitglied Winfried Borcherdt erläuterte in der jüngsten Mitgliederversammlung die angedachte Alternative.

„Solarpaket 1“ soll Bürokratie mindern

Sowohl Borcherdt als auch sein Vorstandskollege Josef Wehbe legten in der Mitgliederversammlung Wert auf die Feststellung, dass angesichts explodierter Energiepreise energetische Maßnahmen ganz oben auf der Agenda der Baugenossenschaft stehen. In diesem Kontext, so Borcherdt, habe sich der Vorstand auch mit dem Thema Balkonkraftwerk befasst. Bis dato, so der Jurist, sei der Weg hin zur konkreten Umsetzung mit „sehr vielen Vorschriften“ gepflastert gewesen. Für Borcherdt mit ein Grund, warum die anfänglich extrem hohe Nachfrage „rasch wieder abnahm“.

Mitte Mai allerdings trat das „Solarpaket 1“ in Kraft. Damit verfolgt die Bundesregierung zwei Ziele: mehr Solarstrom, weniger Bürokratie. „Noch fehlen detaillierte Informationen“, so Borcherdt, doch der BG-Vorstand werde ausloten, ob und wie „Solarstrom unseren Mietern zugute kommen kann“. Die eigenständige Anbringung von Balkonkraftwerken sei keine Option, konstatierte Borcherdt. Das habe zum einen mit dem Brandschutz und der Verkehrssicherheit zu tun – für beides ist die Baugenossenschaft verantwortlich und muss im Schadensfall haften. Zum anderen möchte die BG „keinen Fleckerlteppich wie seinerzeit beim Thema Satelliten-Anlagen“.

Laut Borcherdt verfolgt die Genossenschaft einen anderen Ansatz: Auf den Dächern ihrer Liegenschaften will sie die Möglichkeit schaffen, dort Solarpanels zu installieren. Das heißt: Der Mieter kauft ein Solarpanel, zahlt für die Anbringung auf dem Dach sowie das Verlegen einer Leitung in seine Wohnung eine Pauschale – „und kann so seinen Stromverbrauch positiv beeinflussen“. Die einzelnen Balkonkraftwerke auf den Gebäudedächern „bleiben Eigentum des jeweiligen Mieters“, ergänzte Borcherdt. Beim Auszug müsse mit dem Nachmieter eine Übereinkunft getroffen werden.

„Noch ist das ganze eine Idee“, räumte Borcherdt ein. Doch auf Nachfrage aus dem Kreis der Mitglieder kündigte er an, dass die Überlegungen mit Blick auf Balkonkraftwerke zeitnah vertieft würden.

BG arbeitet an „Klimastrategie“

Die BG sei grundsätzlich bestrebt, den Energieverbrauch in ihren Liegenschaften zu optimieren, betonte Vorstandsmitglied Britta Wurm. „Schließlich müssen wir bis 2045 klimaneutral werden.“ Die BG arbeite an einer „Klimastrategie“, bei der Ist-Analyse soll ermittelt werden, „was wir in den kommenden Jahren für Anstrengungen im Gebäudebestand unternehmen müssen, um dieses Ziel zu erreichen“. Wurm räumte ein, dass die Klimastrategie nicht in vier Wochen auf dem Tisch liegt. Auf dem Radar habe die BG das Geothermieprojekt in Geretsried. Wie berichtet plant die Nachbarstadt bereits ein Fernwärmenetz. Ob auch Wolfratshausen in den Genuss von Fernwärme kommt „und welche Haushalte – wenn – angeschlossen werden, ist heute allerdings noch völlig unklar“. Der Wolfratshauser Stadtrat hat dazu noch keinen Beschluss gefasst. CARL-CHRISTIAN EICK

Quellenangabe: Isar-Loisachbote vom 01.07.2024, Seite 32