Presse-Archiv

Interessante, kürzlich erschienene Presse-Beiträge über die Baugenossenschaft Wolfratshausen.

„Nach Einzugsparty droht Zwangspause“


Etwa zehn Millionen Euro investierte die Baugenossenschaft in den Neubau von zwei Mehrfamilienhäusern Am Waldrand 26 und 26a im Stadtteil Farchet. Alle zwölf Wohnungen sind schon vermietet – es gab mehr als 80 Bewerber.
© Sabine Hermsdorf-Hiss

Wolfratshausen – Die gute Nachricht: Deutlich schneller als erwartet hat die Baugenossenschaft (BG) Wolfratshausen zusätzlichen günstigen Wohnraum zur Verfügung stellen können. Die schlechte Nachricht: Nach der Fertigstellung ihres bisher größten und kostspieligsten Projekts droht der BG eine „Zwangspause“, wie Vorstandsmitglied Josef Wehbe sagt. Die Genossenschaft verfüge weder über eigene Grundstücke, die sie bebauen könnte – noch sei aufgrund der exorbitanten Preise auf absehbare Zeit an den Kauf von Flächen zu denken.

Genossenschaft investierte rund 19 Millionen Euro

Im Stadtteil Farchet verfügt die BG seit Jahrzehnten über eigenen Grund und Boden. Nachdem die Entscheidung gefallen war, dass die Generalsanierung des Bestandsgebäudes Am Waldrand 26 nicht wirtschaftlich sei und dieses durch zwei Mehrfamilienhäuser ersetzt wird, dachte die BG notgedrungen in größeren Dimensionen: Ihr Haus Am Waldrand 22, errichtet in den 1960er-Jahren, trug im Sommer 2021 wie berichtet durch einen Brand so schweren Schaden davon, dass eine Sanierung ausgeschlossen war – und somit auch dieses sowie das Gebäude Am Waldrand 24 abgerissen worden sind. An der Stelle stehen inzwischen ebenfalls zwei neue Mehrfamilienhäuser. Summa summarum investierte die Baugenossenschaft rund 19 Millionen Euro, die vier Neubauten werden von einer zentralen Pellets-Heizungsanlage versorgt.

Etwa zehn Millionen Euro hat nach Worten von Wehbe der erste Bauabschnitt verschlungen. Etwas mehr als 19 000 Quadratmeter Wohnfläche schuf die BG, in jedem der Häuser Am Waldrand 26 und 26a entstanden jeweils zwölf Zwei-, Drei- beziehungsweise Vier-Zimmer-Wohnungen. Bezogen werden konnten sie bereits in diesen Tagen, ein Vierteljahr früher als geplant. Mit „Beschleunigungen im Bauablauf“ erklärt Bauingenieur Wehbe diesen Umstand, die ausführenden Firmen seien mit „großem personellem Einsatz“ und „sehr zuverlässig“ zu Werke gegangen.

Die 24 Wohnungen sind frei finanziert, die BG bot sie zu Quadratmeterpreisen zwischen 13,90 bis 15,90 Euro an. „Es sind Neubauwohnungen“, betont er. „Die gibt‘s in Wolfratshausen üblicherweise nicht unter 18 oder 19 Euro.“ Schon für eine Bestandswohnung würden in der Loisachstadt aktuell „mindestens zwölf Euro verlangt“. Vor diesem Hintergrund erklärt sich die Zahl der Interessenten: 85 Bewerber für die 24 Wohnungen zählte die BG, „vermietet sind komplett alle“, bilanziert Wehbe. Die Nachfrage („es ist Wahnsinn“) mache einmal mehr deutlich, wie wichtig das Ziel sei, dem sich die BG bei ihrer Gründung 1948 verschrieben habe: die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.

Nachfrage nach Wohnungen ist laut Wehbe „Wahnsinn“

Die Neubauten Am Waldrand 22 und 24 werden wohl im Herbst dieses Jahres bezugsfertig. Wieder sind es jeweils zwölf frei finanzierte Wohnungen, die die BG anbieten kann. Und dann? „Dann ist auf absehbare Zeit Schluss“, antwortet der 63-Jährige. „Dann sind uns die Hände gebunden.“ Denn über unbebaute Grundstücke verfüge die BG nicht mehr, der Kauf von Baugrund zum marktüblichen Preis sei finanziell nicht darstellbar. Angesichts der Tatsache, dass die Nachfrage „nach wie vor hoch ist“, aber nicht bedient werden kann, bemüht Wehbe das Substantiv noch einmal: „Wahnsinn.“
CARL-CHRISTIAN EICK
Quellenangabe: Isar-Loisachbote vom 20.01.2025, Seite 32

„Wer etwas will, sucht nach Lösungen“

Symbolbild Fernwärmenetz
Die Planung für den Aufbau eines Fernwärmenetzes hat der Verwaltungsrat der Stadtwerke, wie jetzt bekannt wurde, in einer nicht öffentlichen Sitzung mehrheitlich abgelehnt. Doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
© Schörner/SYMBOLFOTO

Wolfratshausen – „Die Fernwärme kommt“, verkündete die Stadt Geretsried im März vergangenen Jahres. Die Kommune feierte die Unterzeichnung des Wärmeliefervertrags zwischen der Isar-Loisach Naturwärme GmbH, eine Tochter der Stadtwerke Geretsried, und der Eavor Erdwärme Geretsried GmbH. Zuvor hatten der Stadtrat und der Verwaltungsrat der Stadtwerke Geretsried den Vertragsinhalt genehmigt. Dass die Stadt Wolfratshausen, konkret ihr Tochterunternehmen, die Stadtwerke, in die Planung eines Fernwärmenetzes einsteigt, hat die Mehrheit des Verwaltungsrats der Stadtwerke wie berichtet abgelehnt. Das stößt auf Kritik.

Vorstand der Baugenossenschaft ist „enttäuscht“

Das Gros der Wolfratshauser Stadträte hatte sich stets für den Aufbau eines Fernwärmenetzes ausgesprochen, um auf diese Weise vom Geothermie-Projekt in Geretsried zu profitieren. Doch die Mandatsträger, die der Stadtrat in den Verwaltungsrat der Stadtwerke entsenden, sagten in einer internen Sitzung im Sommer 2024, wie jetzt bekannt wurde, mehrheitlich Nein zu dem Vorhaben. Der wesentliche Grund sind die voraussichtlichen Kosten. Das Investitionsvolumen – unter anderem müssen etwa 32 Rohr-Kilometer verlegt werden – betrage insgesamt fast 81 Millionen Euro, so Stadtwerkeleiter Thomas Fritz. Für den Aufbau des Netzes würde eine „Anschubfinanzierung“ von der Kommune für die ersten zehn Jahre benötigt. Diese beziffert Fritz mit 16 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund habe der Verwaltungsrat das Projekt „auf Eis gelegt“, sagte der Stadtwerkechef in der Sondersitzung des Stadtrats am vergangenen Dienstag (wir berichteten).

Britta Wurm, Vorstandsmitglied der Baugenossenschaft (BG) Wolfratshausen, ist „enttäuscht“. Sie kann das Votum des Verwaltungsrats „nicht nachvollziehen“. Vor der Haustür der Flößerstadt entstehe „ein zukunftsweisendes Projekt – und Wolfratshausen greift nicht zu“, wundert sich Wurm. Die BG habe auf Anfrage der Stadtwerke im vergangenen Jahr „ihr grundsätzliches Interesse bekundet“, ans Fernwärmenetz angeschlossen zu werden. Denn laut Gesetz müsse der gesamte Immobilienbestand der Genossenschaft spätestens 2045 klimaneutral sein. „Mit Fernwärme könnten wir das quasi auf einen Schlag erreichen.“ Nicht zuletzt die gut 1000 Mieter der BG würden von Fernwärme profitieren, „denn für die würde die CO₂ -Bepreisung wegfallen“. Bleibe es beim Nein des Verwaltungsrats – der entscheidet am kommenden Dienstag hinter verschlossenen Türen final über das Thema – werde die Baugenossenschaft viel Geld in die Hand nehmen müssen, um ihre Bestandsimmobilien energetisch zu sanieren. Das heiße: „Geld für Neubauprojekte steht uns nicht mehr zur Verfügung.“

Apropos Geld: Daran dürfe ein solch wichtiges Infrastrukturprojekt nicht scheitern. Die gelernte Bankkauffrau betrachtet es nicht als ein Hexenwerk, ein Fernwärmenetz („das ist ja ausgelegt auf 50, 60 Jahre“) langfristig und ohne großes Risiko zu finanzieren. „Wer etwas will“, so Wurm, „sucht nach Lösungen“ und trage nicht zuerst Bedenken wie eine Monstranz vor sich her. An die Mitglieder des Verwaltungsrats appelliert Wurm: „Sie sollten sich der Mehrheitsmeinung des Stadtrats verpflichtet fühlen“ – wenngleich sie weiß, dass die Verwaltungsräte de jure nicht an die Entscheidung des Stadtrats gebunden sind. Dennoch hatte der Sprecher der FDP/SPD-Fraktion, Fritz Meixner, in der Sondersitzung am Dienstag betont: „Wir haben eine Mehrheitsentscheidung im Stadtrat getroffen, und die ist auch von den Kollegen im Gremium der Tochterfirma zu respektieren.“

Christian von Stülpnagel ist Vorsitzender der rund 120 Mitglieder zählenden Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Wolfratshausen (UWW). Er schickt im Gespräch mit unserer Zeitung voraus, dass ein Fernwärmenetz nicht aufgebaut werden dürfe, „weil‘s so schön klingt“. Doch er plädiert dafür, „auf jeden Fall“ zumindest in die Planung einzusteigen, statt das Vorhaben „kategorisch auszuschließen“. Er erinnert daran, dass Städte in der Größenordnung Wolfratshausens bis Ende Juni 2028 eine kommunale Wärmeplanung nachweisen müssen – im Herbst vergangenen Jahres vergab der Bauausschuss des Stadtrats diesen Auftrag an die Energiewende Oberland.

Auf jeden Fall müssten vor einer endgültigen Entscheidung „belastbare Zahlen“ auf den Tisch, so der Inhaber und Geschäftsführer der eg-electronics GmbH in Wolfratshausen. Dazu zählt für ihn die Zahl der potenziellen Abnehmer von Fernwärme. Da es keine Gewerbeflächen mehr gebe, rechnet der UWW-Vorsitzende in diesem Kontext nicht mit Unternehmen, die sich kurzfristig neu in der Loisachstadt ansiedeln. „Primär richtet sich das Angebot an existierende potenzielle Großabnehmer, die in Sachen Wärmeversorgung umsteigen müssten.“ Eine „Blockadehaltung“ hält von Stülpnagel allerdings für grundverkehrt: „Man hat ja auch irgendwann mal ein Gasnetz gebaut.“

Votum des Verwaltungsrats „ist sehr fragwürdig“

Auch Dr. Jan Reiners, Sprecher des Klimabündnisses „Wor for Future“, ist der Meinung, dass die Stadtwerke in die Planung einsteigen sollten: „Man muss alles versuchen, um das Projekt zu stemmen.“ Das Thema auf Eis zu legen, „ist sehr fragwürdig“. Laut Reiners nimmt die Fernwärme an Bedeutung immer weiter zu, er rät dringend dazu, „in die Zukunft von Wolfratshausen zu investieren“ – und stellt die Frage in den Raum: „Wie sieht denn der Plan B aus?“ Die Finanzkraft der Kommune beziehungsweise deren Tochter Stadtwerke kenne er nicht im Detail, doch man dürfe das Ziel – Klimaschutz/Klimaneutralität – nicht aus dem Auge verlieren. Es müssten Prioritäten gesetzt werden, so der „Wor-for-Future“-Sprecher. Ein vorschnelles Nein zu einer Fernwärmeplanung könnte sich nicht zuletzt als Nachteil für den Wirtschaftsstandort Wolfratshausen entpuppen.
CARL-CHRISTIAN EICK

Sondersitzung des Verwaltungsrats

In einer nicht öffentlichen Sondersitzung wird der Verwaltungsrat der Stadtwerke Wolfratshausen am kommenden Dienstag erneut über den Einstieg in die Planungen für ein Fernwärmenetz diskutieren und voraussichtlich eine finale Entscheidung treffen. Dem Gremium gehören außer Rathauschef Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) an: Vize-Bürgermeister Günther Eibl und Claudia Drexl-Weile (beide CSU), die Grünen-Stadträte Dr. Hans Schmidt und Hans-Georg Anders, Ingrid Schnaller und Manfred Menke (beide SPD), Helmuth Holzheu und Michael Baindl von der Bürgervereinigung sowie Richard Kugler (Wolfratshauser Liste).
CCE
Quellenangabe: Isar-Loisachbote vom 18.01.2025, Seite 36

„Bittere Pille“ für Mieter

Bittere Pille für Mieter
Das Grundstück der Baugenossenschaft (BG) Wolfratshausen im Ortsteil Farchet soll künftig so aussehen. 82 Wohnungen könnte die BG insgesamt dort vermieten.
© Visualisierung: Ingenieurbüro Wehbe

Wolfratshausen – 76 Jahre nach ihrer Gründung verwaltet die Baugenossenschaft (BG) Wolfratshausen gut 470 Wohnungen und zählt 630 Mitglieder. In der Hauptversammlung am Donnerstagabend betonten Aufsichtsratsvorsitzender Christian von Stülpnagel und die drei Vorstandsmitglieder die „sehr, sehr solide Finanzlage“ der BG. Nicht zuletzt mit Blick auf die Insolvenz der Maro-Genossenschaft (wir berichteten) hob Vorstandsmitglied Britta Wurm hervor, dass die Wolfratshauser BG über 18,6 Millionen Euro Eigenkapital verfüge. Das entspreche einer Quote von 40,7 Prozent – laut Wurm ein Wert „im oberen Bereich“. Doch sie musste den rund 35 Anwesenden auch eine „bittere Pille“ verabreichen.

Wenn wir es nicht können – wer dann?
BG-Vorstandsmitglied Britta Wurm über die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum

Baukosten steigen, Vorschriften werden immer mehr

Ziel der Genossenschaft ist seit 1948 die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in der Loisachstadt. Ende 2025, nach Fertigstellung des Großprojekts Am Waldrand, wird der Bestand auf mehr als 500 Wohnungen angewachsen sein, kündigte von Stülpnagel an. Aber angesichts steigender Baukosten sowie des immer dichter werdenden Dschungels aus Gesetzen und Vorschriften sei die Errichtung von günstigen Wohnungen „kaum noch zu verwirklichen“, so der Aufsichtsratsvorsitzende. Er meldete Zweifel an, dass die Ankündigung von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), „das Bauen vereinfachen zu wollen“, tatsächlich in die Tat umgesetzt werde.

Im Vorjahr habe sich „einiges getan“, stellte BG-Vorstandsmitglied Josef Wehbe fest. An der Blombergstraße seien die Neubauten bezogen worden, auch Am Waldrand liefen die Arbeiten reibungslos, so der Bauingenieur. 19 Millionen Euro investiert die BG wie berichtet in letzteres Projekt, derzeit „liegen wir im Kostenrahmen“. Wehbe ist optimistisch, dass das Budget ausreicht, aus heutiger Sicht rechne er mit einer Überschreitung der Kostenberechnung um maximal „ein, zwei Prozent“. Neben dem Bau von Wohnungen stehe die Erhaltung der Bestandsimmobilien auf der Agenda. „Energetische Maßnahmen nehmen zu“, sagte Wehbe mit Hinweis auf die Dämmung von Fenstern und den Austausch von Heizungsanlagen.

Am Waldrand beginne in Kürze „der spannende Prozess der Vermietung“, so Wurm. Bis Mitte Juli könnten sich Interessenten über die Homepage der Baugenossenschaft bewerben. Je nach Größe der frei finanzierten Wohnungen, für die die Interessenten keinen Wohnberechtigungsschein benötigen, beträgt die Miete zwischen 13,90 und 15,90 Euro pro Quadratmeter. Der BG-Vorstand habe sich bewusst dazu entschieden, „unter dem Niveau der aktuell in Wolfratshausen üblichen Mietpreise für Neubauten zu bleiben“. Aber zur Wahrheit gehöre: Laut aktueller Kalkulation müsste eigentlich eine durchschnittliche Nettokaltmiete von 19 Euro pro Quadratmeter verlangt werden. Für Wurm stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage: „Wie soll es unter den aktuellen Bedingungen der Baukostenentwicklung, der Finanzierungs- und der Grundstückskosten sowie den politischen Rahmenbedingungen durch Vorschriften und Fördermittel überhaupt noch möglich sein, bezahlbaren Wohnraum für den Großteil der Bevölkerung zu schaffen? Wenn wir es nicht können, wer dann?“ Noch verfüge die BG über ein finanzielles Polster, aber in den nächsten Jahren seien Mieterhöhungen unvermeidlich. Aktuell ruft die BG eine durchschnittliche Miete von 7,86 Euro pro Quadratmeter auf.

Vorstand appelliert an Mieter: „Treffen Sie Vorsorge“

Vor dem gemeinsamen Abendessen „habe ich leider noch eine bittere Pille für sie“, sagte Wurm. Der „historisch günstige“ Gas- und Stromvertrag habe nicht verlängert werden können. Für die Jahre 2025 und 2026 sei ein neuer Vertrag unterzeichnet worden. Das bedeute für die Mieter: „Ab dem Jahr 2025 müssen sie mit einem Preisanstieg beim Allgemeinstrom von circa 38 Prozent und beim Gas sogar von 92 Prozent – sprich fast eine Verdoppelung – rechnen.“ Um den Preisanstieg abzufedern, riet Wurm den Mietern dringend, Vorsorge in Form einer monatlichen Rücklage zu treffen. „Bitte unternehmen Sie etwas, Sie müssen sonst mit einer hohen Nachzahlung rechnen.“ CARL-CHRISTIAN EICK

Quellenangabe: Isar-Loisachbote vom 22.06.2024, Seite 39

Baugenossenschaft will keinen „Fleckerlteppich“

Auf eine einheitliche Lösung pocht die Baugenossenschaft. © Robert Poorten/Imago
Auf eine einheitliche Lösung pocht die Baugenossenschaft.
© Robert Poorten/Imago

Wolfratshausen – Die Zahl von Balkonkraftwerken wächst kontinuierlich. Mehr als 400 000 dieser steckerfertigen Mini-Solaranlagen, das bilanzierte in dieser Woche der ADAC, sind deutschlandweit inzwischen in Betrieb. Immer mehr Menschen wollen selbst Strom erzeugen, um ihre Energiekosten zu senken. Das gilt auch für die Mieter der Baugenossenschaft (BG) Wolfratshausen. Doch die selbstständige Installation eines Balkonkraftwerks lehnt die BG kategorisch ab. Vorstandsmitglied Winfried Borcherdt erläuterte in der jüngsten Mitgliederversammlung die angedachte Alternative.

„Solarpaket 1“ soll Bürokratie mindern

Sowohl Borcherdt als auch sein Vorstandskollege Josef Wehbe legten in der Mitgliederversammlung Wert auf die Feststellung, dass angesichts explodierter Energiepreise energetische Maßnahmen ganz oben auf der Agenda der Baugenossenschaft stehen. In diesem Kontext, so Borcherdt, habe sich der Vorstand auch mit dem Thema Balkonkraftwerk befasst. Bis dato, so der Jurist, sei der Weg hin zur konkreten Umsetzung mit „sehr vielen Vorschriften“ gepflastert gewesen. Für Borcherdt mit ein Grund, warum die anfänglich extrem hohe Nachfrage „rasch wieder abnahm“.

Mitte Mai allerdings trat das „Solarpaket 1“ in Kraft. Damit verfolgt die Bundesregierung zwei Ziele: mehr Solarstrom, weniger Bürokratie. „Noch fehlen detaillierte Informationen“, so Borcherdt, doch der BG-Vorstand werde ausloten, ob und wie „Solarstrom unseren Mietern zugute kommen kann“. Die eigenständige Anbringung von Balkonkraftwerken sei keine Option, konstatierte Borcherdt. Das habe zum einen mit dem Brandschutz und der Verkehrssicherheit zu tun – für beides ist die Baugenossenschaft verantwortlich und muss im Schadensfall haften. Zum anderen möchte die BG „keinen Fleckerlteppich wie seinerzeit beim Thema Satelliten-Anlagen“.

Laut Borcherdt verfolgt die Genossenschaft einen anderen Ansatz: Auf den Dächern ihrer Liegenschaften will sie die Möglichkeit schaffen, dort Solarpanels zu installieren. Das heißt: Der Mieter kauft ein Solarpanel, zahlt für die Anbringung auf dem Dach sowie das Verlegen einer Leitung in seine Wohnung eine Pauschale – „und kann so seinen Stromverbrauch positiv beeinflussen“. Die einzelnen Balkonkraftwerke auf den Gebäudedächern „bleiben Eigentum des jeweiligen Mieters“, ergänzte Borcherdt. Beim Auszug müsse mit dem Nachmieter eine Übereinkunft getroffen werden.

„Noch ist das ganze eine Idee“, räumte Borcherdt ein. Doch auf Nachfrage aus dem Kreis der Mitglieder kündigte er an, dass die Überlegungen mit Blick auf Balkonkraftwerke zeitnah vertieft würden.

BG arbeitet an „Klimastrategie“

Die BG sei grundsätzlich bestrebt, den Energieverbrauch in ihren Liegenschaften zu optimieren, betonte Vorstandsmitglied Britta Wurm. „Schließlich müssen wir bis 2045 klimaneutral werden.“ Die BG arbeite an einer „Klimastrategie“, bei der Ist-Analyse soll ermittelt werden, „was wir in den kommenden Jahren für Anstrengungen im Gebäudebestand unternehmen müssen, um dieses Ziel zu erreichen“. Wurm räumte ein, dass die Klimastrategie nicht in vier Wochen auf dem Tisch liegt. Auf dem Radar habe die BG das Geothermieprojekt in Geretsried. Wie berichtet plant die Nachbarstadt bereits ein Fernwärmenetz. Ob auch Wolfratshausen in den Genuss von Fernwärme kommt „und welche Haushalte – wenn – angeschlossen werden, ist heute allerdings noch völlig unklar“. Der Wolfratshauser Stadtrat hat dazu noch keinen Beschluss gefasst. CARL-CHRISTIAN EICK

Quellenangabe: Isar-Loisachbote vom 01.07.2024, Seite 32